Mandelbäume

Der maurische Herrscher von Silves brachte von einem Kriegszug im Norden einige Gefangene mit an die Algarve. Eine junge Frau unter den Gefangenen war von besonderem Liebreiz, und der Herrscher verliebte sich sehr in sie. Winter für Winter wurde sie trauriger und der Herrscher wusste sich keinen Rat mehr und befragte schließlich einen alten Mitgefangenen nach der Ursache ihrer Bedrückung. Der erklärte, dass sie im Winter den weißen Schnee, der in ihrer Heimat zu dieser Zeit immer reichlich fiel, vermisse. Sie habe Heimweh! Nach einigem Überlegen ließ der Herscher überall Mandelbäume anpflanzen, die dann so ab etwa dem Jahreswechsel das ganze Land in ein weiß-rosa Blütenmeer verwandelten. Als die Frau dies von den Burgmauern in Silves aus sah, verflogen ihr Heimweh und ihre Traurigkeit. Sie wurde seine Gemahlin, und sie lebten und herrschten lange Zeit glücklich zusammen.


Der portugiesische Hahn

Diese Legende aus dem Norden Portugals erzählt von einem Bauern aus Barcelos (nördlich von Porto), der auf Pilgerreise nach Santiago de Compostela war.

Bereits kurz nach seinem Aufbruch wurde er von einem reichen Landbesitzer des Silberdiebstahls beschuldigt. Der Bauer wurde trotz vehementer Leugnung der Tat vor Gericht gestellt und schuldig und somit zum Tod durch Erhängen gesprochen. Kurz vor seiner Hinrichtung verlangte der Bauer als letzten Wunsch, mit seinem Richter zu sprechen. Der Richter war aber gerade dabei, einen gebratenen Hahn zu essen.

Da prophezeite ihm der Verurteilte ihm, dass der Hahn zum Beweis seiner Unschuld vom Teller hüpfen und während seiner Hinrichtung krähen würde. Als dann der Bauer hingerichtet werden sollte, sprang nun tatsächlich der Hahn auf und begann auch noch zu krähen. Der Richter rannte, so schnell es ging, zum Stadtplatz, um die Hinrichtung zu stoppen. Dort sah er, dass der Strang wie durch ein Wunder aufgegangen war. Der Bauer war gerettet und zog nun also seines Weges.

Jahre später kam der Bauer in seinen Heimatort zurück und errichtete eine Gedenkstätte für den Heiligen Jakobus und die Jungfrau Maria.


Das steinerne Mädchen von Salir

Der maurische Herrscher Aben-Fabilla hatte im heutigen Salir (im Hinterland der Algarve) eine Burg errichtet, von der aus man das ganze Land überblicken konnte. Eines Tages sahen die Wächter von der Burgmauer aus, wie der christliche König Alonso mit seinem Heer auf die Burg vorrückte. Die Mauren erkannten sofort, dass sie gegen diese Übermacht keine Chance hatten. Sie vergruben schnell ihre Schätze in der Burg und zogen sich zurück. Als König Alonso und seine Mannen die Burg betraten, fanden sie nur die schöne Tochter Aben-Fabillas vor, die zu Gott betete, dass er ihr doch erlauben möge, in der Burg zu bleiben. Wenn sie diese verlassen müsse (auf portugiesisch „salir“), wolle sie lieber sterben. Die Christen waren von ihrem Mut sehr beeindruckt, nahmen sie aber trotzdem gefangen und wollten sie aus der Burg tragen. Aben-Fabilla beobachtete den Vorgang von einem nahen Hügel. Er streckte seinen Arm aus und murmelte einige geheimnisvolle Worte. In diesem Moment sah nun der ein Ritter Dom Gonçalo Peres, wie das schöne Mädchen zu Stein wurde. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht durch die christlichen Truppen und seit dieser Zeit wird der Ort Salir genannt.

Eines Tages verschwand die Statue des Mädchens. Noch heute sagt man, dass sie seit dem gelegentlich des Nachts in den Ruinen der Burg umher wandelt.